Lange habe ich mich gefragt, was die kleinen Segelschaluppen nach einem langen, langen Sommer bei all den Traumstränden, die es selbst in direkter Umgebung der Hauptstadt gibt, zu dieser Jahreszeit im Golfo degli Angeli machen, außer zu riskieren, vom Bug einer Tirrenia-Fähre versenkt zu werden. Besonders häufig sind sie in diesen Herbsttagen zu sehen, vor allem an einem wie heute: Es ist absolut windstill, das Meer unter tiefblauem Novemberhimmel glatt und dunkel wie Öl.
Ich habe gerade beschlossen, heute Sonnenbaden zu gehen. Nein, nicht am Strand, wie banal, da habe ich schon den ganzen Sommer über meine Büropausen beim Schnorcheln verbracht. Heute schippere ich mit einem Freund mitten ins Meer der Segelboote im Golf der Engel, denn die Calamari-Saison hat gerade begonnen!
Die tentakeligen Kopffüßer tanzen jetzt Boogie auf dem Meeresboden, der in der Bucht von Cagliari kaum tiefer als 10 Meter ist. Und da sie im Boogie-Rausch sind, fallen die zehnarmigen Tintenfische, die immerhin die Farbe ihres irisierenden Perlmuttkleides wechseln und sogar leuchten können, selbst auf die dämlichsten Köder rein, die man sich vorstellen kann: ein 15 Zentimeter langes Plastikfischchen, vorn und hinten umringt mit zwei nach oben gerichteten Zahnkränzen. Die brauchen nicht mal Widerhaken, denn die Calamari schalten ihr Erbsenhirn komplett ab, wenn sie diesen Köder sehen – und beginnen ihre verhängnisvolle letzte Jagd…
Apropos Erbsen: Mit zerschnittenen Calamari-Ringen, Knoblauch und Öl in einer Pfanne gedünstet, sind sie mit einem eiskalten Vermentino genossen der perfekte Abschluss eines langen Tages auf dem Meer…
Wo ist eigentlich meine Sonnencreme?