Das regelmäßige Schneiden von Unkraut an Baustellen öffentlicher Straßen ist in Sardinien von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Vor allem nicht, wenn es sich um die SS 131 handelt, die doppelspurige Hauptverkehrsader der Insel. Dort nämlich schreiten Tiefbauarbeiten in derart biblischem Tempo voran, dass seitlich davon provisorisch in die sardische Pampa geteerte Behelfsstraßen regelmäßig von verstaubtem Grünzeug verschlungen zu werden drohen.
Als sich zum Wochenanfang morgens um acht ein mix micidiale zusammenbraute – ein ‘tödlicher Mix’, wie Sardiniens auflagenstärkste Zeitung in ihrer Dienstagsausgabe gewohnt martialisch posaunte (und damit den üblichen Pendlerverkehr nach Cagliari plus den “ersten echten Herbstregen” meinte), gab es dann tatsächlich auch zwei kleine Verkehrsunfälle ohne Personenschaden.
Der Haken: sie passierten beide auf dem mehrere Kilometer langen Straßenabschnitt zwischen Sanluri und Serrenti 40 Kilometer nördlich der Inselhauptstadt, auf dem “seit Ewigkeiten”, wie die Zeitung ätzte, an der Erneuerung der beiden Doppelfahrspuren gearbeitet wird.
Nachdem aus Anlass des Papstbesuchs in Cagliari vor zwei Monaten schon der Einsatz eines Eintagsfliegen-Verhübschungskommandos des ANAS auf der Baustelle für Zähneknirschen im Volk gesorgt hatte, ergoss sich nun der Spott über die staatlichen Entschleuniger fast schneller, als sich der Stau auflöste. Denn dem ANAS war es in diesem Fall weder gelungen, den Auftrag der Fahrbahnarbeiten an eine zuverlässige Tiefbaufirma zu vergeben noch die Probleme zeitnah zu lösen, weshalb die Bauarbeiten auf dem Streckenabschnitt bereits seit einem Jahr ruhen, giftete L’Unione Sarda.
Der Vertrag mit der Tiefbaufirma wurde gekündigt, der Oberindianer der regionalen ANAS-Behörde in die Wüste geschickt. Und nun ermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft, ob da – Potzblitz – vielleicht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Die Arbeiten mussten erneut ausgeschrieben werden, sodass sich vor dem nächsten Frühjahr in Serrenti garantiert nichts ändern wird. Wer einen Flieger in Cagliari auf den letzten Drücker erwischen will und über die SS 131 zurückreist, sollte sich darauf einstellen, bei einem weiteren “tödlichen Mix” sein Flugzeug eventuell zu verpassen.