Adventszeit in Sardinien…? Klingt nach Plastik-Tännchen mit lila Lametta am Strand. Oder Kunst-Kerzen am Kaktus…
Doch wer nach Cagliari kommt, der vergessenen Mittelmeer-Metropole im Süden der Insel, auf der anderen Seite der Costa Smeralda, die im Winter zu ihrer verlassenen Schönheit zurückfindet, wird überrascht sein. Denn klammheimlich haben sich die vier Altstadtviertel der Hauptstadt zu Kleinoden herausgeputzt, wie sie zuletzt D.H. Lawrence bei seinem Kurzbesuch um den Jahreswechsel 1920/21 gesehen hat.
Besonders charmant: Villanova und das Castello-Viertel. In den letzten anderthalb Jahrzehnten sind hier Stück für Stück viele alte, heruntergekommene Häuser saniert oder komplett wiederaufgebaut worden. Und dies meist mit sehr viel Geschmack, weil an der architektonischen Schlichtheit des Häuser, wie sie einst waren, nichts oder nur wenig geändert wurde.
Wer schon Jahre nicht mehr hier war, wird vieles kaum wiedererkennen. Angefangen von der Hauptflaniermeile Via Garibaldi/Via Manno, aus der schon seit zwei Jahren selbst der Bus- und Taxiverkehr verbannt wurde. Und die komplett mit einem neuen Natursteinpflaster ausgelegt wurde.
Zwar wird es hier immer noch gespenstisch still, wenn um 20 Uhr die Läden schließen, da es hier weder Cafés noch Restaurants gibt, die das Leben auch in der Nacht am Pulsieren halten. Doch wem das fehlt, der findet ein inzwischen (zumindest für sardische Verhältnisse…) üppiges Angebot im Marina-Viertel und auch im Castello, das immer noch ein wenig hinterherhinkt hinter allem, was in Cagliari passiert – und was zweifellos auch Teil seines ganz besonderen Charmes ist.
Klar: harzig richendes Tannengrün und nelkiger Glühweinduft wabern hier nicht durch die Gassen. Dafür aber der zarte Duft von Feigenbäumen, frischen Zitrusfrüchten, die sogar mitten in der Stadt an Bäumen wachsen – und die unvergleichlichen Buketts sardischer Weine, die eine Exzellenz erreicht haben, die unvergleichlich dank der vielen Rebsorten ist, die es nur hier gibt.
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