Launisch zeigt sich das Wetter in diesem sardischen Frühjahr – mit Temperaturen deutlich unter dem Durchschnitt. Doch das kräftige Licht und die Wolken zaubern Farbdramen an den Himmel über Sardinien, die ihresgleichen suchen.
Ein privilegiertes Panorama genießt dabei Mauro Morandi, 79, der den Robinson Crusoe Sardiniens abgibt. Morandi, ein Ex-Sportlehrer aus Modena, lebt seit drei Jahrzehnten als Wächter einsam und allein auf Budelli, einer winzigen Insel am äußeren Ende des La-Maddalena-Archipels.
Die Insel war unter Sarden schon ein Legende, bevor der im gut betuchten Schweizer Exil lebende ismaelitische Thronfolger Aga Khan den Reiz der Costa Smeralda vor einem halben Jahrhundert entdeckte – und sardischen Schäfern für’n Appel und’n Ei die schönsten Weideflecken mit Meerzugang abkaufte, die ihnen die sardische Regionalregierung damals schenkte, damit diese armen Schlucker wenigstens ein bisschen Land ihr eigen nennen konnten.
“Ein Robins Crusoe bin ich nie gewesen”, sagt Morandi zu Sardinien Intim, “ich wollte nie die total Einsamkeit, und ich habe sie hier auch nicht.” Denn vor allem vom frühen Frühjahr bis zum späten Herbst kommen ihn viele Freunde besuchen, Familie, und auch Journalisten schauen immer wieder mal vorbei – vom Playboy bis National Geographic.
Und Robinson Crusoe hatte natürlich auch kein Telefon – weder Festanschluss noch mobil. Es gab zwar mal einen Festanschluss oben in einem kleinen Steinhäuschen auf dem Dach des Minieilandes, wo die italienische Armee im Zweiten Weltkrieg einen Beobachtungsposten betrieb. Denn von dort hat man einen perfekten Überblick über den gesamten östlichen Eingang der Boche di Bonifacio. Und Korsika liegt nur einen Steinwurf entfernt im Norden.
Was ein gutes Smartphone auch in der Hand eines Naturliebhaber wie Morandi wert ist, kann auf seinem Facebook-Account bewundert werden. Sardinien Intim zeigt hier eine Auswahl der besten Schüsse, die der sardische Robinson in den letzten Tagen überwiegend am Rosa Strand aufgenommen hat, den nur er betreten darf. Denn Budelli ist Teil des Naturparks des Maddalena-Archipels. Und außer auf einem kleinen trassierten Pfad in einer Nachbarbucht des Rosa Strandes, der zu Morandis Haus führt, das versteckt in mediterraner Macchia direkt über der Spiaggia Rosa liegt, ist die Insel Sperrgebiet für Touristen.
Zum Glück. Denn in den 80er-Jahren, als noch jeder auf diese Insel konnte, war der Rosa Strand für mehrere Jahre verschwunden, da Badegäste die rosafarbenen Schalen kleiner Muscheltierchen kiloweise mit nach Hause nahmen. Mehr zum Rosa Strand und zu Morandi gibt es hier und hier.