Ökologisch, resistent, stilvoll: Surf-Boards aus sardischem Kork erobern die Szene
“Für uns ist Nachhaltigkeit nicht Stil, sondern eine Konstante, die für den gesamten Produktionszyklus unserer Boards geht”. Mit dieser Botschaft versucht ein neues, junges Team aus Alghero, unter dem Etikett Alterego jetzt den Surf-Markt zu erobern. Und zwar gleich so international, dass die Webpage, die seit kurzem online ist, nur in englischer Version existiert.
Dass die Algheresen Kork als Basismaterial für ihre Boards verwenden, hat viel mehr mit Sardinien zu tun, als mancher denken mag. Es ist kein Zufall, dass in vielen Hälsen von Flaschen guten Weins und Spumantes der Kork sardischer Eichen steckt. Denn die zweitgrößte Mittelmeerinsel ist (offiziell unter dem Namen Italiens, von dessen Festland jedoch nur ein paar Prozent der italienischen Kordproduktion stammen) der zweitgrößte Korkproduzent der Welt – nach Portugal.
Kork hat zahlreiche Eigenschaften, die sogar in der Raumfahrt zum Einsatz kommen (wen die ganze Bandbreite interessiert, der sollte einen Blick auf diesen Artikel von Sardinien Intim mit Link zu einer halbstündigen Deutschlandreportage werfen, die vom Blog-Papa Ulf Lüdeke stammt). Der nachwachsende Rohstoff ist hart und doch flexibel, hitze-, kälte-, gas- und wasserresistent. Und – was besonders wichtig für Surfboards ist: Kork bietet von Natur einen unüberbietbaren Auftrieb bei geringem Eigengewicht. Denn das Material, das aus der nachwachsenden Rinde von Quercus suber gewonnen wird, die etwa alle zehn Jahre im unteren Drittel des Baumes abschält werden kann, ohne dem Baum zu schaden, besteht aus kleinen Bläschen abgestorbenen Zellstoffs, rund 40 Millionen pro Kubikzentimeter.
Alghero, 17. Januar 2022. Der Kork muss zu Granulat verarbeitet werden. Anschließend wird er mit “Entropy Resin Supersap”, einem Bio-Harz, gebunden und in die jeweilige Brettform gegossen. “Dabei verwenden wir mehr als 80 Prozent Restmaterial, das bei der Produktion als Überschuss anfällt”, sagt Alterego-Chef Alessandro Danese. “Wir werden auch bald in der Lage sein, das komplette Fiberglas-Restmaterial, das bei der Produktion entsteht, bei der Produktion neuer Bretter zu recyceln. Zudem beteiligen wir uns an Forschungsprojekten mit dem Ziel, Alternativ-Materialien zum Fiberglas zu entwickeln, um die Umweltbelastung weiter zu reduzieren.”
Der Kork stammt samt und sonders aus der Gallura, auf dessen Granitböden Quercus suber besonders langsam wächst, was die Qualität und Charaktereigenschaften des Kork noch höher macht als in anderen Regionen. Auch die Manpower, die dahinter steckt, ist durch und durch sardisch – und jung. Michele Piga, Leiter der Produktion, kommt aus dem Yachtbau. Die Prototypen werden getestet und weiterentwickelt mit Hilfe von den Top-Surfern Giovanni Cossu (Sardinien) und Andrea Costa (Ligurien).
Sardinien entwickelt sich zudem immer stärker zu einem Surf-Eldorado. Besonders attraktiv wegen des Hauptwindes Mistral ist die Westküste von Sant’Antioco bis Porto Torres. Ein Überblick über die bekanntesten Orte gibt es hier.