Köln/Cagliari, 29. Mai 2020. Die Odyssee von Valentino Spanu und Vanessa Norberti, zwei Sarden aus der Provinz Cagliari, scheint ein glückliches Ende zu finden. Die beiden waren am 23. Mai in ein Eurowings-Airbus in Düsseldorf gestiegen und hoben “planmäßig” (Zitat Pressesprecherin von Eurowings zu Sardinien Intim) Olbia geflogen – in der Annahme, die Fluggesellschaft werde schon wissen, was sie tue. Denn der Flughafen Olbia ist seit knapp vier Monaten gesperrt. Doch während des Landeanflugs wurde der Crew vom Tower in Olbia das mitgeteilt, was Spanu und Norberti schon wussten: der Flughafen ist dicht, Landeerlaubnis verweigert.
Kleine Besonderheit: Spanu und Norberti waren die beiden einzigen Passagiere in dem Airbus, der 168 Passagieren Platz bietet. Deswegen waren die 40 Minuten Kreisflug, die die ob der Corona-Chaos offensichtlich verwirrten Piloten (siehe Eintrag vom 26. Mai) dann vor der Bucht von Olbia und der Tavolara-Insel absolvierten, sicherlich ein ziemlich schräges Flugerlebnis, bevor es dann wieder unverrichteter Dinge rund 1400 Kilometer zurück gen Norden nach Düsseldorf ging.
Nun lässt sich natürlich trefflich streiten über die Risikobereitschaft der beiden sardischen Abenteurer, die in die Maschine stiegen, obwohl sie von der Schließung in Olbia wussten. Aber zum einen hatten beide wegen der Coronakrise in Deutschland ihre Jobs als Hilfskoch und Bardame verloren und dachten, mit einem relativ preiswerten Ticket es vielleicht doch zu schaffen nach Sardinien. Denn eine Fluggesellschaft würde sicher nicht so verrückt sein, einen Airbus starten zu lassen, ohne sich sicher zu sein, dass die Maschine auch wirklich landen könne. Und zum anderen hatte die Region Sardinien es versäumt, den beiden bei ihrem abgelehnten Antrag auf Wiedereinreise-Sondergenehmigung in die Heimat mitzuteilen, dass die Wiedereinreise ganz legal über die Flughäfen Mailand oder Rom nach Cagliari möglich gewesen wäre. Und damit jenem Flughafen, der für beide der Heimatflughafen ist. Den Norberti kommt aus Cagliari, Spanu aus Domus de Maria eine halbe Autostunde von der Inselhauptstadt entfernt.
Italienisches Konsulat aus Köln
kofinanziert Rückreise nach Sardinien
Die Verzweiflung der beiden war jedenfalls groß, denn sie hatten kein Geld mehr und wussten nicht, wie sie die Rückreise nach Sardinien finanzieren konnten.
Doch nun scheint eine Lösung gefunden zu sein. Denn am Ende nahm sich das italienische Konsulat in Köln der beiden verlorenen sardischen Seelen an – und kredenzte den beiden einen soliden Zuschuss für den Erwerb von Zug- und Flugtickets, die sie nun am 1. Juni vom Flughafen Düsseldorf über Mailand Malpensa in die Heimat nach Cagliari zurückbringen werden. Natürlich nicht mit Eurowings, was die beiden ohne abgelehnt haben (vor allem, weil ihnen von der Low-Cost-Fluggesellschaft als “Entschädigung” für den traumatischen Geisterflug zwei für den 3. Juni geschenkt wurden, obwohl internationale Flüge erst ab dem 25. Juni wieder direkt auf einem der drei sardischen Flughäfen landen dürfen), sondern mit Alitalia.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Tricolore-Fluggesellschaft bis dahin nicht wieder pleite geht.
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Paar kreist allein in Airbus 40 Minuten über Olbia und muss zurück nach Düsseldorf
Olbia, 26. Mai 2020. Die Geschichte des Fast-Leer-Flugs eines Euorwing-Airbusses A320-200 am Samstag von Düsseldorf zum geschlossenen Flughafen in Olbia wir immer verrückter. Die Maschine mit der Flugnummer EW9844 war beim Landeanflug nach Olbia von der dortigen Luftaufsicht die Landung verweigert worden, weil der Flughafen offiziell seit drei Monaten gesperrt ist. Wie eine Sprecherin von Eurowings Sardinien Intim inzwischen erklärte, kam dieser Flug aufgrund “mehrerer durcheinandergeratener Infos” zustande.
Ein unglaubliches Details ist dabei vor allem, dass die deutsche Fluggesellschaft, bei der es sich um eine Tochter der Lufthansa handelt, eine so genannte “NOTAM”-Meldung nach Angaben der Firmensprercherin “missverstand”. Bei diesen Meldungen (NOTAM steht für “Notice for Airmen”) handelt es sich um offizielle, sicherheitsrelevante Nachrichten der internationalen Luftfahrt der Flughäfen, die für Fluggesellschaften von Belang sind. “Das können zum Beispiel Probleme mit einer Landebahnbeleuchtung sein – oder eben ein Flughafen, der wie jener von Olbia seit drei Monaten geschlossen ist”, sagte der Sprecher des Flughafens Olbia zu Sardinien Intim. Diese Meldungen seien keine gut gemeinten Hinweise, die gelesen und verstanden oder nicht gelesen werden könnten: “Die Fluggesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, vor jedem einzelnen Flug zu checken, ob NOTAM-Meldungen vorliegen, damit entsprechende Maßnahmen getroffen werden können”, so der Sprecher des Flughafens in Olbia.
Eurowings fliegt von mehreren deutschen Flughäfen seit Jahren nach Sardinien. Umso kurioser scheint, dass diese NOTAM-Meldung, die Sardinien Intim vorliegt und klar und unmissverständliche formuliert ist, fehlinterpretiert werden konnte. Ganz besonders, weil der Flughafen Olbia seit dem 3. Februrar geschlossen ist. Denn an jenem Datum wurde mit der Sanierung des Flughafens begonnen, die bis Ende März dauerte. Das internationale Flugverbot für kommerzielle Flüge wurde Mitte März von der italienischen Regierung erlassen.
Erneut Ticket für Flug an Datum ausgestellt, an dem Flughafen Olbia noch geschlossen ist
Unklar bleibt auch, ob es wirklich korrekt ist, dass es sich bei den beiden einzigen Passagieren wie von Eurowings gegenüber Sardinien Intim angegeben “nicht um normale Passagiere” handelt, sondern um solche, die eine Ausnahmegenehmigung der Region Sardinien haben. Denn die benötigen selbst Personen, die auf Sardinien arbeiten und fliegen dürfen oder wegen dringender Familienangelegenheiten reisen müssen – allerdings nur über Inlandsflüge von Rom und Mailand aus und nicht nach Olbia, sondern bis zum 31. Mai nur nach Cagliari. Das sollte einer Fluggesellschaft eigentlich bekannt sein, die ständig dieses Ziel anfliegt und natürlich ökonomisch unter extrem hohem Druck steht.
Doch die Geschichte dieses verrückten Fluges endet auch hier noch nicht zu Ende. Denn ganz offenbar hat Eurowings noch immer Probleme, NOTAM-Meldungen zu verstehen oder bei Unklarheiten für Klarheit zu sorgen. Denn den beiden Passagieren, bei denen es sich um ein junges sardisches Paar handelt, das in der Gastronomie in Düsseldorf arbeitete, bis es wegen der Restaurant-Schließungen den Job verlor, wurde nach der erzwungenen Rückkehr ohne Landung in Olbia nach der Odyssee in Düsseldorf sofort ein neues Ticket für Olbia ausgestellt – und zwar mit dem Datum 3. Juni.
Das einzige jedoch, was sich am 3. Juni in Bezug auf Reisen in Italien ändert, ist, dass EU-Ausländer von diesem Datum an wieder nach Italien einreisen dürfen. Mit einer Ausnahme: Sardinien. Internationale Flüge sind nach einem Beschluss der Regierung Sardiniens erst wieder vom 25. Juni an möglich – mit Sicherheitsvorkehrungen, über die die Regierung Ende dieser Woche mit der italienischen Regierung entscheiden will (siehe News-Ticker von Sardinien Intim zu den aktuellen Bestimmungen). Denn ausländische Flüge dürfen erst wieder ab dem 25. Juni in Italien landen, so hat es die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte schon vor zwei Wochen festgelegt.
Der Schock stand den beiden Passagieren jedenfalls noch ins Gesicht geschrieben, was man auf einem Video gut erkennen kann, das die beiden nach der erzwungenen Rückkehr nach Düsseldorf drehten und das “L’Unione Sarda” inzwischen veröffentlichte. Darin erzählen sie unter anderem, dass der Airbus mit 168 Plätzen, in dem das Paar allein saß, 40 Minuten in der Luft über Olbia kreiste, nachdem das Landeverbot ausgesprochen worden war, ehe die Maschine dann wieder Kurs zurück nach Düsseldorf nahm.
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Airbus aus Düsseldorf fliegt nach Olbia – Landeerlaubnis verweigert, Maschine zurückgeschickt
Olbia, 23. Mai 2020. Schnauze voll von Corona, den Einschränkungen und dem ätzenden Hin und Her der sardischen Regierung zu den Einreisebedingungen, oder doch „nur“ unfähig, Richtlinien über Flugverbote lesen oder allenfalls eventuell berechtigte Notfall-Ausnahmeflüge vorab sauber zu kommunizieren? Noch ist nicht klar, was die Fluggesellschaft Eurowings dazu bewegt hat, heute Früh einen Airbus des Typs A320-200 um 6.20 Uhr in Düsseldorf nonstop mit dem Flugziel Olbia starten zu lassen. Klar ist nur: die Flugaufsicht Olbia verweigerte der Maschine, in der nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa nur „wenige Passagiere“ an Bord waren, die Landeerlaubnis, nachdem sie offenbar bereits im Anflug auf den Gallura-Flughafen an der Costa Smeralda war. Die Maschine habe in der Luft Kehrt machen müssen in Richtung Rheinmetropole.
Hier geht’s aus aktuellen Anlass zum Reise-Ticker “Corona und Sardinien”
Abgesehen von all den sardischen Unklarheiten über die epidemiebedingten Voraussetzungen einer Einreise von Urlaubern auf der zweitgrößten Mittelmeerinsel dürfen im Augenblick noch nicht einmal Italiener selbst nach Sardinien reisen – und zwar weder mit dem Flugzeug noch mit dem Schiff. Der Flugverkehr, so hat es die sardische Regierung beschlossen, wird zuerst für die Sarden selbst am 1. Juni wiedereröffnet – und zwar nur zwischen den drei sardischen Flughäfen Olbia, Cagliari und vermutlich auch Alghero sowie den beiden Festland-Flugzielen Rom und Mailand. Am 15. Juni wollen die Sarden dann den Inlandsflugverkehr wieder völlig freigeben, am 25. Juni soll der internationale Flugverkehr wieder auf der Insel landen können. Zudem hat Eurowings offenbar auch die allgemeine Wiedereröffnung des EU-Reiseverkehrs ignoriert, die erst am 3. Juni inkrafttreten wird.
Hier gibt es aktuelle Infos zum Stand der Coronakrise auf Sardinien
Die Flughafengesellschaft Gaesar teilte mit, dass sie zuvor die übliche „Notice to Airmen“ (NOTAM) übermittelt habe, um mitzuteilen, dass der Flughafen Olbia derzeit nicht einsatzbereit ist. Einzige Ausnahme ist eine kleine Landebahn für Privatflugzeuge.