Cagliari, 26. Dezember 2020. Die Ankündigung der Regierung von Christian Solinas vor einem Jahr, das totale Bauverbot in der 300-Meter-Schutzzone na der Küste partiell aufzuheben und zumindest Volumenerweiterungen von bis zu 25 Prozent für Hotels zuzulassen, ist Geschichte. Kurz vor Weihnachten kündigte die Regierung nach einem Jahr heftiger Proteste gegen die Pläne an, auf die umstrittene Ausbaugenehmigung zu verzichten. Von diesem Schritt berichtet jetzt die Zeitung La Nuova Sardegna. Das einzige, was mit dem neuen Häuserbaugesetz für die Küste ermöglicht werden soll, ist eine Requalifizierung der vorhandenen Gebäude, ohne dabei jedoch die bestehende Gebäudemasse überschreiten zu dürfen.
Proteste mit Petition erfolgreich
Damit geht ein Jahr zäher Proteste gegen die unpopuläre Entscheidung der Regierung des umstrittenen Regierungschefs Solinas zu Ende. Schon kurz nach Bekanntwerden der Pläne zur partiellen Aushebelung der Schutzzone, die 2006 vom damaligen sardischen Präsidenten und Tiscali-Gründer Reanto Soru erlassen worden war, hatte die „Gruppo di Intervento Giuridico“ (Grig, Gruppe des juristischen Eingriffs“) eine Petition gestartet, um den Solinas-Plan zu verhindern.
Die vom einstigen italienischen Premier Silvio Berlusconi gegründete Partei Forza Italia, die Teil der Mitte-Rechts-Koalition von Solinas ist, hat die Zurücknahme der Lockerung der Schutzzone hingegen scharf kritisiert. Zur Koalition unter Solinas gehört auch die fremdenfeindliche Lega.
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Bald wie Mallorca? Sardiniens Regierung will Bauverbot
in 300-Meter-Schutzzone an Küste
bis Jahresende kippen
Cagliari, 29. November 2020. Neben der natürlichen und außergewöhnlichen Schönheit von Sardinien ist einer der großen Vorteile der zweitgrößten Mittelmeerinsel, dass sie bislang verschont wurde vor zu hässlichen Bausünden, wie sie beispielsweise Teile der Balearen und Kanaren charakterisieren. Selbst die Costa Smeralda, die vor 60 Jahren durch die Erschließung des in der Schweiz lebenden Isameliten-Führers Aga Khan in ihrem autochthonen Charakter völlig verändert wurde, blieb vor der Verschandelung verschont. Zuletzt schützte die Küste ein in den 90er Jahren entstandenes Gesetz, dass jedwede Konstruktion innerhalb eines 300 Meter langen Streifen an der knapp 1850 Kilometer langen sardischen Küste komplett untersagt.
Hotels am Strand sollen in Sardinien bis zu 25 Prozent ausgebaut werden
Doch genau dieses Gesetz scheint nun von der Regierung des umstrittenen sardischen Präsidenten Christian Solinas und seines lega-freundlichen Partito Sardo d’Azione unterlaufen zu werden. Denn bis zum Jahresende will das Kabinett von Solinas durchsetzen, dass zumindest bereits bestehende Bauten in dem 300 Meter breiten, geschützten Küstenstreifen erweitert werden können. Dies berichtet nun die Nachrichtenagentur Ansa. Das Gesetz soll für Häuser gelten, die vor dem Jahr 1989 gebaut worden sind und bis spätestens zum 31. Dezember in Kraft treten, heißt es. Es soll zunächst für drei Jahre bis Ende 2023 gültig sein. Formell soll es bei der institutionellen Genehmigung des Gesetzes keine Möglichkeiten mehr geben, den Solinas-Plan zu stoppen. Vermutlich dürfte es bereits Mitte Dezember in Kraft treten.
Das Gesetz sieht vor, dass Zweiwohnungen oder -häuser innerhalb der 300-Meter-Schutzzone bis zu 20 Prozent vom Volumen her vergrößert werden können – und bis zu 30 Prozent außerhalb der Zone. Hotels sollen sogar bis 25 Prozent in der Zone ausgebaut werden können – und bis zu 50 Prozent außerhalb der Zone.
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Bald wie Mallorca? Proteste gegen Regierungspläne:
Solinas will Bauverbot in 300-Meter-Streifen an Sardiniens Küste kippen
Cagliari, 28. Juni 2020. Die Proteste gegen die Pläne der Solinas-Regierung in Sardinien, nach fast 30 Jahren Verbot künftig erstmals auch wieder innerhalb der 300 Meter breiten Sperrzone entlang der Küstenlinie bauen zu dürfen, geht in die entscheidende Runde. Am kommenden Mittwoch, den 1. Juli, soll die geplante Gesetzesänderung im sardischen Parlament in Cagliari debattiert werden.
Der Plan der Regierung Solinas (Partito Sardo d’Azione), seit März vorigen Jahres im Amt und an der Spitze einer Koalitionsregierung, zu der auch die fremdenfeindliche Lega gehört, stößt auf immer größeren Widerstand in Sardinien. Denn im Gegensatz zu allen anderen Mittelmeerinseln ist Sardinien bislang fast komplett verschont geblieben von den ätzenden Hotel-Betonklötzen, die die einzigartig schöne Küste verschandeln. Keine Bettenburgen, und wenn, dann meist unauffällig ins Ambiente eingefügt, würde sich die Insel, die so anders ist als alle anderen im Mittelmeer, damit einen ihrer größten Vorteile verspielen, wenn das Bauverbot innerhalb der 300-Meter-Marke zur Küstenlinie fallen würde.
„Böldsinniger, selbstverstümmlerischer Versuch“
Inzwischen haben mehr als 27.000 Menschen inzwischen eine Petition an den italienischen Tourismusminister und den sardischen Ministerpräsidenten Christian Solinas unterschrieben, die sich gegen die geplante Gesetzesänderung wendet. Einen „selbsverstümmlerischen Versuch“ nennen die Initiatoren der Petition – die „Gruppo di Intervento Giuridico“ (Grig, Gruppe des juristischen Eingriffs“) – die Gesetzesnovelle (siehe Eintrag 1. Juni 2020 weiter untern).
Wer die Petition unterschreiben möchte, kann das hier tun.
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„Immer nur Zement als Antwort auf Krise“: Schon 25.000 Unterschriften gegen Bebauungsnovelle für Sardiniens Küsten
Cagliari, 1. Juni 2020. Bereits mehr als 25.000 Menschen haben inzwischen eine Petition an den italienischen Tourismusminister und den sardischen Ministerpräsidenten Christian Solinas unterschrieben, die sich gegen Neubauten an der Küste Sardiniens innerhalb der Sperrzone von 300 Metern entlang des Meeres wenden.
Die Initiatoren der Petition des „Gruppo di Intervento Giuridico“ (Grig, Gruppe des juristischen Eingriffs“) greifen damit einen Gesetzesnovelle der sardischen Regierung zum Hausbau an, der zwar schon Ende 2019 fertiggestellt worden sei, „aber auch einen Monat später noch immer unbekannt ist und nicht einmal dem Regionalparlament vorgestellt wurde“, so die Initiatoren. Offenbar sieht er vor, dass die Schwelle der 300 Meter Mindestabstand nun fallen soll. Ihr und anderen Bauauflagen verdankt Sardinien unter anderem, dass Bauexzesse wie auf den Balearen oder den Kanaren in Sardinien nie realisiert werden konnten.
„Böldsinniger, selbstverstümmlerischer Versuch“
Die Petition wendet sich vor allem gegen die „einzige Reaktion, zu der die politische Welt Sardiniens seit Jahrzehnten fähig ist: Zement an der Küste mit der Begründung, die würde dem Tourismus nützen“, so die Initiatoren.
Jetzt die Immobilienspekulation an Sardiniens Küste anzufachen, sei ein „blödsinniger und selbstverstümmlerischer Versuch“, zitierte die Agentur Stefano Deliperi vom Grig. Schließlich handele es sich um den „wertvollsten Teil des landschaftlichen Erbes der Insel, das fundamental für den erfolgreichen Tourismus ist“. Und dieser Tourismus wiederum sei unverzichtbar für eine „immer katastrophalere lokale Wirtschaft“, die immer mehr unter schlechter Infrastruktur im öffentlichen Transport- und Schulbereich leide.
Wer die Petition unterschreiben möchte, kann das hier tun.