Die Sarden können es einfach nicht: Römische Schiffe vergammeln in Olbia unter freiem Himmel
Cagliari, 22 März 2024. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Sarden sich bei der Bewahrung und Konservierung ihres kulturellen Erbes immer wieder unfassbar schwer tun. Der Streit um Lagerung und Ausstellung der Giganti di Mont’e Prama oder das geniale “Betile”, das Museum der Nuraghier-Kultur in Cagliari, von Star-Achitektin Zaha Hadid für die Sarden entworfen und aus parteipolitischen Klein-Klein-Gründen nie gebaut, sind nur eines von vielen Beispielen dafür.
Nun erhält diese traurige Geschichte ein weiteres Kapitel. Die “La Nuova Sardegna” berichtet: Zwischen 1999 und 2001 wurden in Olbia bei einer Ausgrabung für einen Tunnel ganze 24 römische Schiffe gefunden, die zwei Jahrtausende unversehrt im luftdichten und lichtgeschützten Moorterrain überdauert haben. Drei der Relikte wurden in das Museo Archeologico di Olbia gebracht und ausgestellt, während die verbliebenen 21 in einem alten Waffenlager endeten. Kurze Zeit später wurden sie unter freiem Himmel geschoben, wie es heißt, um Sanierungsarbeiten in den Lagerhallen zu vollziehen. Für diesen Job wurden 70.0000 Euro bereitgestellt, aber es wurde kein Cent davon eingesetzt. Warum, weiß niemand. Abgeordnete aus Sassari und Nuoro wurden beefragt, aber niemand wollte sich zu dem Fall äußern.
Nun liegen also die 21 Schiffe im Matsch, und gammeln langsam zwischen lehren Flaschen und Plastiktüten vor sich hin. Ein Archäologischer Schatz, der nur durch einen glücklichen Zufall wieder ans Tageslicht kam, wird in verheerenden Konditionen wieder sich selbst überlassen. Es sind auch nicht nur die Schiffe: Bestattungsgegenstände, menschliche Überreste, Mosaikteile und Amphoren liegen aufsichtslos auf dem verlassenen Gelände, das immer öfter von Obdachlosen und Tagedieben heimgesucht wird.