Cagliari, 21. Oktober 2021. Wegen des Auftauchens der Schwarzen Witwe mitten in der Inselhauptstadt hat Paolo Truzzu, Cagliaris Bürgermeister, jetzt eine Grundschule in der Via Garavetti gesperrt. Dies berichtet die Zeitung L’Unione Sarda.
Der Hintergrund: die mediterrane Variante der gefährlichen Spinnenart wurde vor kurzem im angrenzenden Tennisclub der Grundschule entdeckt. Da für den 22. Oktober eine Desinfektion der Clubanlage vorgesehen ist, hat Truzzu beschlossen, die Grundschule vorsorglich für diesen Tag zu schließen, damit eine Gefährdung der Schüler durch die zur Anwendung kommenden Insektenschutzmittel von vornherein ausgeschlossen ist.
Schwarze Witze macht auf Sardinien immer wieder Schlagzeilen
Die Spinnenvariante Latrodectus tredecimguttatus sorgt auf Sardinien immer wieder für Schlagzeilen – auch, wenn die Mediterrane Schwarze Witwe, die 13 rote Punkte auf ihrem Leib trägt, längst nicht so gefährlich ist wie ihre komplett schwarze Schwester. Im Vergleich zur Südlichen Schwarzen Witwe, die in den Südstaaten Nordamerikas und Australien beheimatet ist und deren Bisse unbehandelt zu fünf Prozent tödlich verlaufen, ist die mediterrane Variante eher harmlos.
Im Sommer ist in Platamona eine 50-jährige Frau von einer dieser Spinnen am Strand Quinto pettine gebissen worden, der zur Gemeinde von Sorso in der Provinz Sassari zählt und in ein Krankenhaus nach Sassari gebracht worden. Die Frau sei mit einigen Freunden am Meer gewesen und habe irgendwann einen Schmerz an einem Bein gespürt, berichtet die Zeitung La Nuova Sardegna. Die Freunde habe die Spinne entdeckt und mit einem Gefäß gefangen. Der Frau ging es jedoch den Umständen entsprechen gut.
13 rote Flecken als Todeswarnung
Im Februar vorigen Jahren war ein Exemplar in einem Weinberg der Ogliastra bei Lotzorai gesichtet worden, wie das Portal Sardiniapost berichtet. Das Tier ist leicht zu erkennen an dem erbsenfömigen, pechschwarzen Hinterleib, über dessen Rücken 13 roten Flecken verteilt sind.
Über die Gefährlichkeit eines Bisses dieser Spinne wird gern gestritten. Ein Problem ist, dass der Biss dieser Spinne, deren Weibchen wie all ihre Gattungsgenossinnen überemanzipiert ist und die Männchen nach der Begattung verspeisen, nur leicht schmerzhaft kaum schmerzt und deshalb oft überhaupt nicht wahrgenommen wird. Dies erschwert mitunter beträchtlich, Symptome zu deuten.
Das Alpha-Latrotoxin, dass die Schwarze Witze in die Bisswunde absondert, kann zu Muskelschmerzen, Krämpfen, krampfartigen Bauschmerzen sowie Bluthochdruck führen und unbehandelt mehrere Tage andauern. Die Bisswunden verraten sich aber durch Rötungen und Schwellungen. Der US-Zoologe Cleveland Pendleton Hickman fand berechnete einen tödlichen Verlauf der Bisse in vier bis fünf von 1000 Fällen, ähnlich der Südlichen Schwarzen Witwe. Auch hier gilt natürlich, dass besonders bei Kleinkindern und älteren Menschen mit Vorerkrankungen Vorsicht geboten ist.
Skorpion, Spinnen, Petermännchen: Giftige Tiere auf Sardinien
Immer wieder hört man, dass es keine giftigen Tiere auf Sardinien gebe. Was Schlangen betrifft, stimmt das. Was Fische und Insekten betrifft, hingegen nicht.
Wer sich zwischen Frühjahr und Herbst in Häusern am Meer aufhält, hat gute Gelegenheiten, unter Steinen oder Brettern vor allem an Mauern den pechschwarzen Kollegen Euscorpius flavicaudis zu entdecken, der gemeinhin Gelschwänziger Skorpion genannt wird, weil neben den Beinen auch der Telson – die Giftblase am Ende des Schwanzes gelb sind. Ein Skorpionsstich schmerzt zwar und kann Übelkeit, Erbrechen und auch starkes Schwitzen verursachen, ist aber im Großen und Ganzen ungefährlich. Bei Allergikern, Kleinkindern und älteren Menschen mit Vorerkrankungen ist jedoch Vorsicht geboten. Tödlich wie in Australien oder Mexiko sind die sardischen Varianten jedoch nicht.
Furchterregend schwarz, aber nur giftig, nicht tödlich: Euscorpius flavicaudis, der Gelbschwanz-Skorpion. Foto: BlueBreezeWiki
Petermännchen fiesestes Gifttier von Sardinien
Schon der Name Trachinus draco verspricht wenig Verheißungsvolles. Und das Petermännchen macht seinem biologischen Namen alle Ehre: Wer von diesem fiesen Fisch gestochen wird, muss leiden, und zwar an heftigen Schmerzen.
Das Unberechenbarste an diesem fiesen Fisch ist: er ist nachtaktiv und gräbt sich tagsüber auch in Ufernähe im Flachwasser in den Sand ein und ist für watende Badende allenfalls erst dann zu erkennen, wenn es schon zu spät ist. Fühlt sich das Tier angegriffen, greift es selber an, schnellt aus seinem sandigen Versteck empor und piekst mit dem Hauptstachel in der Rückenflosse zu – oder mit einem jener beiden auf den Kiemendeckeln.
Die Gefährlichkeit des Gifts besteht vor allem in der Heftigkeit der Schmerzen und in allergischen Reaktionen, was besonders beim Baden kritisch werden kann, denn sie führen zu Schwindel, starken Kopfschmerzen und auch Bewusstlosigkeit und können über Stunden anhalten. Auch beim Petermännchen gilt: Kleinkinder und ältere Menschen mit Vorerkrankungen sowie Allergiker sollten vorsichtig sein und lieber sofort zum Arzt (einfach nach dem nächstgelegenen Pronto Soccorso (Notarzt) fragen) gehen.
Das Gift enthält unter anderem Serotonin und Proteine, die eine Histaminausschüttung verursachen. Die gute Nachricht: sie gelten als thermolabil, zersetzen sich also bei höherer Wärme. Deshalb kann Abhilfe vom Schmerz ein Bad des betroffnen Körperteils in sehr warmem Wasser Linderung verschaffen.